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Die faszinierende Geschichte der Larventherapie: erfolgreich von der Antike bis heute

Larven bieten die Möglichkeit, chronische und schlecht heilende Wunden nicht invasiv, sondern selektiv, schonend und schnell zu debridieren und gleichzeitig die Wundheilung zu beschleunigen. Das hat schon immer Wundbehandelnde wie Ärztinnen und Ärzte sowie pflegerische Wundtherapeut*innen fasziniert. Betroffene sind nach anfänglicher Skepsis in der Regel vom Ergebnis begeistert.

Heute kennen wir Larven im BioBag als etabliertes Arzneimittel aus dem klinischen Alltag. Allerdings reicht ihre Anwendung in der Medizin bis zu den Anfängen der Heilkunst zurück.

Es wird angenommen, dass die allerersten Berichte über Larven, die in Wunden ihre Magie entfalten, von den Maya-Ureinwohnern in Mittelamerika sowie den Ngemba-Stämmen in Australien stammen. Zu den alten Praktiken gehörte es, Wunden in blutgetränkte Verbände einzuwickeln, um Fliegen und damit ihre Larven zur Wunde zu locken. Die Larven bewegten sich über das Wundbett und trugen dazu bei, dass die Wunde die verschiedenen Heilungsstadien schneller durchlief, indem sie das beschädigte Gewebe effektiv abtrugen und die Wunde von einer eventuell vorhandenen Infektion befreiten.
Fliegenlarven ernähren sich bekanntermaßen von verwesendem Fleisch. In der Entomologie wird vermutet, dass Larven schon viel länger auf der Erde existieren als der Mensch. Die früheste schriftliche Erwähnung der Myasis in Wunden findet sich bereits im Alten Testament. Der Begriff Myasis beschreibt den Prozess, bei dem Larven einen lebenden Organismus als Nahrungsquelle nutzen, indem sie abgestorbenes Gewebe in einer Wunde verdauen. Da die Larven ausschließlich totes Gewebe verzehren, ist der Vorgang für die zu Behandelnden in der Regel schmerzlos.

Die erste prominente Persönlichkeit, die die positiven Auswirkungen von Fliegenlarven auf Wunden beobachtet und beschrieben hat, ist der innovative französische Chirurg Ambroise Paré im Jahr 1557 während der Schlacht von St. Quentin. Paré, der als Vater der modernen LDT (Larven-Debridementtherapie) gilt, beschrieb einen Patienten mit einer penetrierenden Kopfverletzung, der trotz aller Widrigkeiten wieder gesund wurde, nachdem Larven die Wunde erfolgreich debridiert hatten. Damals wusste man allerdings noch nicht, wie die Larven in die Wunden des Patienten gelangt waren. Paré und seine Kollegen hatten das Konzept der Myasis noch nicht verstanden und glaubten stattdessen, dass die Larven spontan aus avitalem Fleisch entstehen.

In vielen weiteren Kriegen der folgenden Jahrhunderte wurde immer wieder beobachtet, dass Larven Verwundungen reinigen und Wundbrand verhindern können. Der napoleonische Chirurg Baron Dominique Jean Larrey berichtete, dass die Wunden von Soldaten, die in Schützengräben lebten, aufgrund der Wirkung der Larven sauberer waren als die von Soldaten, die im Krankenhaus behandelt wurden. Dies erregte die Aufmerksamkeit eines Chirurgen der Konföderierten, John Zacharias, der während des amerikanischen Bürgerkriegs von 1861 bis 1865 als erster gezielt Larven auf die Wunden von Soldaten auftrug. Die damals bahnbrechende Innovation von Zacharias führte bis weit ins 20. Jahrhundert hinein zu weiteren Erkenntnissen über das Debridement und den wirksamen Einsatz von Larven.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden zahlreiche Studien über die Verwendung von Larven in der Medizin durchgeführt. Dr. William Baer, der die heilbringende Wirkung von Larven auf dem Schlachtfeld aus erster Hand beobachtet hatte, führte 1929 den ersten klinischen Versuch mit medizinischen Larven durch. Baer, der als Orthopäde an der John Hopkins Medical School tätig war, führte seine Studien an Kindern durch, die an Osteomyelitis litten. Hier kam es allerdings in einigen Fällen zu Kreuzinfektionen in den Wunden, weil die Larven vor der Anwendung nicht ordnungsgemäß sterilisiert werden konnten. Man kam also zu der Folgerung, dass für eine sichere Anwendung am Menschen sterile Larven eingesetzt werden sollten.

Seit Baers klinischen Versuchen wurde die Sterilisierung von medizinischen Larven zur gängigen Praxis, um eine sichere, saubere und wirksame Wundreinigung zu gewährleisten. Weitere Studien in den folgenden Jahren zeigten, dass Lucilia sericata, auch bekannt als Goldfliege, die Fliegenart der Wahl für die Herstellung von medizinischen Larven war. Lucilia Sericata lässt sich leicht züchten und ihre Eier und Larven sind sehr widerstandsfähig. Diese Eigenschaften machen die Goldfliege zur idealen Art für das medizinische Debridement.

In jüngster Zeit sind unser Wissen und unser Verständnis der Larventherapie weiter gewachsen. Nicht zuletzt haben Dr. Stephen Thomas und Dr. Ronald Sherman in den 1980er- und 1990er-Jahren mit ihren bahnbrechenden Forschungen die große klinische Wirksamkeit und die Kosteneffektivität der Larventherapie nachgewiesen.

Schließlich hat die Entwicklung des BioBag die Anwendung der Larventherapie soweit vereinfacht, dass sie heute eine anerkannte und verbreitete Therapieform darstellt. BioMonde arbeitet intensiv daran, das Wissen über die Larventherapie zu bündeln, Behandelden ein qualitativ hochwertiges, sicheres und wirtschaftliches Werkzeug für das Debridement an die Hand zu geben und von Wunden Betroffenen Menschen auf der ganzen Welt dabei zu helfen, die unangenehmen Begleiterscheinungen einer Wunde zu überwinden. Das treibt alle Mitarbeiter*innen bei BioMonde täglich an, ihr Bestes zu geben.

Nach wie vor ist die Faszination für die Wirkung kleiner Larven in Wunden groß und sie werden auch zukünftig eine unverzichtbare Option bei der Behandlung chronischer Wunden darstellen.

Referenzen

Whitaker I S, Twine C, Whitaker M J, Welck M, Brown C S, Shandall A 2007 ‘Larval therapy from antiquity to the present day: mechanisms of action, clinical applications and future potential’ The Fellowship of Postgraduate Medicine, PMC Journals,Volume 83(980)

Gaydos J 2016 ‘History of Wound Care: Maggots: An Extraordinary Natural Phenomenon’ Today’s Wound Clinic, April 2016, Pages 29-31 https://s3.amazonaws.com/HMP/hmp_ln/imported/TWC_0416_Gaydos.pdf

Thomas S 2000 ‘A review of the history, mode of action and clinical effectiveness of sterile maggots in wound management.’

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