Skip to main content

Probleme mit Resistenzen – nicht für die Fliegenlarve

Ein gravierendes Problem für die Gesundheitsversorgung stellen Antibiotikaresistenzen dar. Antibiotika zählen zu den wichtigsten Errungenschaften der Medizin, aber immer mehr Erreger werden gegen diese Wirkstoffe resistent, und jeder Einsatz von Antibiotika fördert genau diesen unheilvollen Trend. Das Robert-Koch-Institut geht allein in Deutschland von jährlich knapp 10.000 Todesfällen aufgrund multiresistenter Erreger aus. Ein Großteil dieser Todesfälle wäre vermeidbar, doch es werden kaum neue Antibiotika hergestellt.

Während die Bakterien sich also ständig weiterentwickeln, stagniert die biotechnologische oder synthetische Produktion neuer wirksamer Medikamente. Ein Problem, das zwar aus wissenschaftlicher Sicht gelöst werden könnte – aber die Pharmaindustrie hat sich hier weitgehend aus der Forschung zurückgezogen. Da neue Antibiotika typischerweise zunächst als Reserve vorgehalten werden, lässt sich daraus kein kurzfristiger Gewinn erzielen. Auf der anderen Seite erfordert deren Herstellung durch die notwendigen Genehmigungsverfahren und das Aufsetzen der Produktion einen sehr hohen finanziellen Aufwand.

Eng mit der Entwicklung von Antibiotika ist seit jeher die medizinische Larventherapie im Wundmanagement verbunden. Insbesondere die Entdeckung des Penicillins 1928 durch Alexander Fleming drängte sie vielerorts in den Hintergrund. Doch seit den 90er Jahren erfuhr die Biochirurgie ihr Comeback in der modernen Medizin – Kliniker mussten feststellen, dass einige Bakterien, die sie mit Antibiotika zu bekämpfen versuchten, gegen die Behandlung resistent wurden. Seitdem wird die Larventherapie wieder zunehmend eingesetzt. Denn die Larven der Goldfliege (Lucilia sericata) reduzieren nachweisbar die Keimbelastung in der Wunde. In den Larvensekreten wurden sowohl antibakteriell als auch antimykotisch wirkende Peptide gefunden. Die Abwehrstoffe sind auch bei multiresistenten „Krankenhauskeimen“ wirksam, sie verringern damit die Notwendigkeit eines Antibiotikaeinsatzes.

Die Häufigkeit des Nachweises von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) galt immer als Indiz dafür, dass zu viele und zu unspezifische Antibiotika eingesetzt werden. Der größte Anteil (28 Prozent) stammt von Wundinfektionen. Die MRSA-Nachweise sind laut Robert-Koch-Institut seit Jahren rückläufig, was einer Interaktion von genetischer Anpassung und verschiedener Umweltfaktoren zugeschrieben wird. Die Daten geben keinesfalls Grund zur Entwarnung, denn der Klimawandel wird die Ausbreitung antibiotikaresistenter Erreger eher verstärken. Vieles spricht also dafür, auch künftig die Larven für das Débridement zu wählen.

Ähnliche Posts

Blog