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Ekelgefühle – professioneller Umgang bei der Wundbehandlung

Ekelgefühle im Pflegebereich, gerade bei der Wundversorgung, sind oftmals ein Tabuthema, über das nicht gern gesprochen wird, auch wenn es viele betrifft. Und auch bei der Anwendung der Larventherapie stößt man immer mal auf dieses Thema. Einige wenige medizinische Fachkräfte machen sogar von vornherein einen Bogen um die Biochirurgie, ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie sehr ihre Patientinnen und Patienten mit schwer heilenden Wunden von dieser Methode profitieren würden. Für alle, die bei ihrer Arbeit Ekel empfinden, gibt es aber Strategien für einen professionellen Umgang damit, auf die wir hier hinweisen möchten.

Medizinisches Fachpersonal arbeitet oft ganz eng am Körper der Patientinnen und Patienten und geht in der Regel sehr professionell mit unangenehmen Situationen um. Im Klinikalltag kommt es immer wieder zu Geschehnissen, bei denen Ekel und Ekelgefühle ausgelöst werden können – etwa beim Verbandswechsel eines Druckgeschwürs in Zusammenhang mit visuellen Eindrücken oder starken Gerüchen. Ekel ist ein Schutzmechanismus unseres Körpers und dient als angeborenes Warnsignal des Menschen. Empfinden wir Ekel, so reagiert der Körper mit physiologischen Reaktionen, beispielsweise mit Übelkeit oder vermehrtem Schwitzen, und gibt uns ein starkes Signal zur Flucht aus der jeweiligen Situation.

Jeder Mensch hat eine eigene, ganz individuelle Ekelgrenze. Das Bewusstsein darum, die Reflexion verbunden mit entsprechenden Schulungen, kann aber helfen, emotionalen Abstand zur Ekelsituation zu gewinnen. Werden Ekelgefühle einfach nur unterdrückt oder ignoriert, führt das auf Dauer oft zu viel Stress und sogar zu Erkrankungen. Fürs Fachpersonal ist es also entscheidend, diese Emotionen zu erkennen und auf professionelle Art mit ihnen umzugehen.

Der obligatorische Einsatz von Schutzkleidung, die Verwendung von Mundschutz und Handschuhen, kann sowohl gesundheitlich als auch emotional entlastend wirken. Wichtig ist, nach belastenden Situationen ausreichend Pausen zu machen. Auch der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen über die Erlebnisse ist ein wichtiger Faktor – es hilft oft zu wissen, dass man mit den eigenen Ekelgefühlen nicht allein ist.

Bei intensiven Wundgerüchen kann helfen, einige Zeit lang die Luft anzuhalten. Bestimmte Atemübungen können dazu beitragen, das eigene Nervensystem zu beruhigen. Eine bewährte Atemtechnik ist, vier Sekunden lang einzuatmen, sieben Sekunden den Atem anzuhalten und anschließend acht Sekunden auszuatmen („4-7-8-Technik“).


Verschiedene Desensibilisierungstechniken können ebenfalls den Umgang mit belastenden Situationen erleichtern. Hilfreich kann sein, sich die positiven Auswirkungen der durchgeführten Maßnahmen der Wundbehandlung bewusst zu machen. Das Vorstellen des Wohlbefindens der Patientinnen und Patienten nach erfolgreicher Versorgung stärkt den positiven Fokus. Bei der Larventherapie geht es um das Wissen darum, dass die Fliegenlarven die Wunde auf besonders schonende Weise von abgestorbenem Gewebe und Belägen befreien und die anschließende Wundheilung deutlich fördern.


Eine weitere Möglichkeit zur Desensibilisierung kann sein, sich schrittweise einer als ekelhaft empfundenen Situation zu nähern – beispielsweise anhand von Abbildungen oder kurzen Videos. Verschiedenes Filmmaterial zur Anwendung der Larventherapie finden Sie zum Beispiel im Bereich BioMonde JETZT oder bei YouTube. Bezogen auf die Biochirurgie hat sich die Methode durchgesetzt, die Larven nicht mehr als „Freiläufer“ auf die Wunde aufzutragen, sondern innerhalb eines kleinen Beutels, dem sogenannten BioBag. Die Larven verbleiben darin, und der Beutel wird nach einem Behandlungszyklus von vier Tagen wieder von der Wunde genommen. Dieses Prozedere vermindert deutlich einen etwaigen Ekelfaktor und erhöht die Akzeptanz für das Verfahren sowohl beim Klinikpersonal als auch bei den Patientinnen und Patienten. Unsere speziellen „Patientenbroschüren“, die Sie bei uns anfordern können, klären in einfacher Sprache über das Verfahren auf und sind Ihnen im Gespräch mit der zu behandelnden Person eine Hilfe.

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