Für eine Wundheilung ist die körpereigene Produktion von Wundexsudat notwendig – einer gelblich bis klaren Flüssigkeit, hergestellt durch Filtration aus dem Blut. Mit ihrem Austritt werden Rückstände der Gewebezerstörung, Fremdkörper und pathogene Keime aus der Wunde herausgeschwemmt. Wundexsudat ist also ein normaler Bestandteil der Wundheilung.
Problematisch ist, wenn zu viel oder zu wenig von der Wundflüssigkeit produziert wird. Die Abkürzung „TIME“ beschreibt einprägsam die vier Faktoren, welche die Wundheilung behindern: Tissue (avitales Gewebe), Infektion bzw. Inflammation, Moisture imbalance (Feuchtigkeitsungleichgewicht durch zu viel oder zu wenig Wundflüssigkeit) und Edge (gestörtes Zusammenziehen der Wundränder).1 Die Exsudation ist abhängig von der Größe und Tiefe der Wunde, ihrer Position und vom Gesundheitszustand des Patienten bzw. der Patientin.
In chronischen Wunden ist die Flüssigkeitsbalance gestört. Dies bezieht sich sowohl auf die Menge als auch auf die Zusammensetzung der Wundflüssigkeit. Einige Barrieren der Wundheilung, wie Nekrosen, Infektionen oder Entzündungen, haben einen direkten Einfluss auf die Flüssigkeitsbalance. Der erste Schritt, die gestörte Balance wieder herzustellen, ist daher ein wirksames Débridement.1 Die Auswahl der Wundauflage, von einfacher Saugkompresse bis zum Superabsorber, sollte an die Exsudatmenge angepasst werden. Zum Exsudatmanagement wird ein täglicher Verbandswechsel durchgeführt.
Eine stark exsudierende Wunde schließt den Einsatz von medizinischen Larven zur Wundreinigung nicht aus – hier wird als Wundauflage allerdings ein nicht-okklusiver, folienfreier Superabsorber verwendet, der den erforderlichen Sauerstoff für die Larven hindurchlässt und zugleich das überschüssige Exsudat aufnimmt. Ist der Superabsorber nicht atmungsaktiv genug, empfiehlt es sich, auf eine einfache Polsterung auf Baumwollbasis zurückzugreifen. Die Häufigkeit des Verbandwechsels ist auf jeden Fall zu erhöhen – bei zu starker Feuchtigkeit besteht die Gefahr, dass die Larven ertrinken könnten.
Basierend auf unserem derzeitigen Wissen hat die Larventherapie keinen direkten Einfluss auf die Normalisierung der Wundflüssigkeit. Ihr wird aber eine indirekte Wirkung auf das Exsudatlevel als Folge eines wirksamen Débridements sowie der anti-infektiven und der anti-inflammatorischen Wirkung zugeschrieben.1
Referenz:
1. Jung W. et al. (2015): TIME management by medicinal larvae: International Wound Journal, 13 (4), pp. 475-484 >>> Link: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/iwj.12457